Immer mehr Deejays ist der Aufwand mit unhandlichen Plattenkoffern und jeder Menge technischer Ausrüstung in den Club zu gehen mittlerweile viel zu groß. Ein wahrer Boom von MP3 und Mixing-Programmen hat in den Diskotheken eingesetzt. Wir wollen euch mal die unserer Meinung nach wichtigsten drei Programme vorstellen.
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In den Zeiten von MP3s und superkleinen eee-PC´s kann jeder Nachwuchsdeejay zum gefeierten Star werden. Sauber getimete, Beat genaue und Tempo angleichende Übergange, sind mit den heutigen Programmen ein Kinderspiel. Ganz ohne Hardware geht es dann aber doch nicht. Voraussetzung für alle Virtual DJ Studios ist logischer Weise ein PC oder Notebook und eine Soundkarte mit mindestens zwei getrennten Audioausgängen. Da beim Mixen neben dem Masterkanal noch ein getrennter Kanal zum Vorhören benötigt wird. Bei Soundkarten gibt es schon sehr preisgünstige Modelle je nachdem für welchen Einsatz sie bestimmt sind und welche Qualität sie erreichen sollen. Mit dieser kleinen aber feinen Ausstattung kann es eigentlich schon losgehen. Fehlt nur noch das passende Deejayprogramm.
TRAKTOR DJ Studio – Der Liebling
Unter der riesigen Softwareauswahl von Freeware, Shareware und Vollprogrammen ist TRAKTOR DJ Studio vom Produktriesen Native-Instruments das meist genutzte Programm unter den semiprofessionellen Deejays. Nicht nur weil es eine Fülle an Einstellungsmöglichkeiten und Effekten bietet, sondern auch weil der Preis von 200€ gegenüber einem Hardwaremischer nicht zu viel verlangt ist. Das Programm bietet zwei Kanäle, die sich nach Belieben mischen, aufeinander abstimmen, filtern und loopen lassen. Bis zu vier Spuren werden gleichzeitig verwaltet und die Audiohüllkurve wird grafisch für jede Spur dargestellt. Der Mixer erkennt die BPM-Zahlen der Tracks und passt sich automatisch der Geschwindigkeit an. Außerdem gibt es bis zu zehn Cue-Punkte und zehn tempogenaue Loops pro Track sowie eine ausgefeilte Track-Datenbank mit Zugang zum Onlinedownloadportal „Beatport Online Music Store“. Damit ist es zum Beispiel möglich im Club einen Musikwunsch noch schnell zu erfüllen. Leider ist es nicht möglich eine Playlist automatisch abspielen zu lassen. Der Deejay wird gezwungen jeden Übergang manuell zu steuern.
Dass TRAKTOR DJ Studio ein professionelles Audioprodukt ist und fast konkurrenzlos daher kommt, zeigt zum Beispiel auch der neue 4-Kanal-Mixer mit Emulation des begehrten „Allen & Heath Xone:92™ Mixers“ oder die zusätzliche Softwarelösung TRAKTOR SCRATCH. Mit Hilfe der mitgelieferten Timecodeplatten braucht auch die alte analoge Anlage nicht verstauben. Songs können damit gesteuert werden. Alle gängigen Audioformate wie MP3, Wav, Acc und Audio CD’s werden selbstverständlich auch unterstützt.
In der aktuellen Version ist das TRAKTOR DJ Studio 3 auch auf der Mac-Plattform (Mac OS 9.2 und OS X) nutzbar. Außerdem gibt es die Möglichkeit eine Demoversion herunter zu laden und das Produkt schon mal auszuprobieren. Ein durchaus leistungsstarkes Produkt, das das klassische Auflegen, Live-Remixing, Live-Composing und Echtzeit-Mix-Produktion miteinander vereint.
Systemvoraussetzungen (empfohlen):
Prozessor: Pentium 1,6 GHz
Preis: 200€
Arbeitsspeicher: 512 MB
Vorteile:
Preis/Leistung stimmt; gute Hardware Erweiterungen; Onlineshop Beatport;
Nachteile:
Keine Automatische Playlist;
nichts für Anfänger;
BPM-Studio – der Unterschätzte
Aus dem Hause ALCATech kommt die Deejay Software BPM-Studio. Sie ist ähnlich wie TRAKTOR DJ Studio aufgebaut, verzichtet aber auf unnötigen Schnickschnack. So fehlt hier zum Beispiel die grafische Darstellung der Audiohüllkurve der Spuren. Allerdings können die Dresdner sich locker mit den Berlinern messen lassen. Solide und zielstrebig wirkt das Programm auf den ersten Blick, es kann aber eine Menge mehr. Neben den zwei Spuren für jeden Kanal, fallen dem Benutzer als erstes die zwei Playlisten auf. Jeder Kanal besitzt seine eigene Playlist und es lässt sich mit einem simplen Crossfade zwischen den Spuren wechseln. Diese Art lässt sich aber auch zu einer gemeinsamen Playlist ändern. Die üblichen Sachen, wie Echtzeit BPM Counter, Master Tempo, Pitch & Pitch, grafischer EQ, Realtime Loop, Sampler und Sample Player sind ebenfalls enthalten. Die umfangreiche Datenbank mit Ordnerstruktur und ID3 Tag Erkennung machen den Umgang mit den MP3s sehr einfach. Die Software kann auch Musik in MP3 encoden und Audio-CDs einlesen. Das vereinfacht die Datenbank-Pflege. Eine Anbindung an die CDDB-Datenbank im Internet sorgt dazu für die korrekte Namensgebung der MP3-Dateien. Vorteil der ausgefeilten Playlist: es lässt sich gegenüber TRAKTOR DJ Studio eine Stunden lange Playlist zusammenbauen. Diese fährt dann automatisch ab ohne dass jemand die ganze Zeit daneben stehen muss. Ein Ideales Werkzeug für jede größere Party und für alle Heimdeejays.
Dass das BPM-Studio einen gewissen Einfluss vom Radio bekommen hat merkt man zum Beispiel an den getrennten Jinglebänken die man jederzeit abspielen kann und an dem Streaming Modul. Dieses ermöglicht den Einsatz als Internet Radio und Frontend Software. Die neuste Version unterstützt auch den sogenannten BPM-RemoteAccess. Eine Art Fernsteuerung der Software über das Internet, Telnet oder mittels HTTP Befehlen. Leider ist die Standardversion von BPM Studio 4 mit 300€ teurer als das Konkurrenzprodukt von Native-Instruments. Die Proversion kostet sogar gleich mal 500€ und die Version für Gaststätten und Clubs mit einer Multiroomfunktion schlägt mit 800€ zu Buche. Im Vergleich mit einem gleichwertigen analogen Mixer immer noch sehr billig aber im Vergleich zur Konkurrenz ein klarer Minuspunkt. Auch die Osteraktion mit 100€ Rabat kann da kaum helfen. Der alte Veteran überzeugt jedoch durch seine Zuverlässigkeit und Souveränität. So zeichnete 2002 das Magazin DJmag mit der jährlichen „Techno-Scan Verleihung“ BPM-Studio Pro als bestes Virtual DJ Studio aus. Durchaus verdient, denn die Software lässt kaum Wünsche offen. Wer das nötige Kleingeld über hat, kann sich zum bequemeren Arbeiten eine passende Konsole bestellen. Alles in allem ein sehr gutes Produkt sowohl im semiprofessionellen, wie auch im Professionellen Gastronomischen Gewerbe.
Vorteile:
Lässt kaum etwas Vermissen; Automatisches Abspielen der Playlist mit Crossfadefunktion; Streaming Möglichkeit und benutzung als Internet Radio und Frontend Software; update für Windows Vista
Nachteile:
Keine Grafische Darstellung der Audiohüllkurve der Spuren; Preis zu teuer gegen über Konkurrenzprodukten; keine neue Version seit 2003 (Version 5 nicht im Onlineshop)
Systemvoraussetzungen (mindestens):
Prozessor: Pentium 800 MHz.
Preis: 500€ für die Pro Version
Mixmeister Fusion – Der Alleskönner
Als drittes, neben den beiden besten Virtual DJ Programmen haben wir noch ein etwas anderes Mixprogramm ausgewählt. Das besondere an MixMeister ist nicht der Name, sondern das es ein Sequenzer Programm ist. Das heißt es verbindet altbekannte Strukturen mit der Sequenzer-Methodik. Als erstes fällt einem schon mal der Aufbau der Oberfläche auf. Beim MixMeister gibt es keine einzelnen Player die die Songs aus Playlisten laden, sondern verschiedene Spuren. Fusion bietet maximal acht Spuren an die dann einzeln oder gesamt mit sämtlichen Filtern und Effekten bearbeitet werden können. Das besondere bei diesem Programm ist, dass der Benutzer, wie bei allen Sequenzer üblich jegliche VST-Plugins oder sonstiges DirectX-Effekte einladen und benutzen kann. Erfreulich ist die gute Auswahl von immerhin 19 hochwertigen VST-Effekten die schon im Lieferumfang enthalten sind. Allein der Klangaufbereiter Ozone MP, der eine UVP von 250€ hat, ist sehr zu empfehlen.
Gängige Audioformate wie MP3, WAV und WMA sind kein Problem. Problematisch wird es bei FLAC und exotischen Formaten. Die Library kann automatisch in kurzen Abständen die vorher festgelegten Ordner nach neuen Songs durch suchen. So spart man sich schon mal zeitraubendes hinzufügen und pflegen der Playlist. In der Playlist selbst wird auch alles angezeigt was das Deejayherz höher schlagen lässt. Vom bekannten ID3 Tag bis zur genauen Anzeige der Grundtonart, die sich sogar im Programm noch ändern lässt. Die Tonarterkennung assistiert dann bei der Auswahl zusammenpassender Titel, indem sie kompatible Harmonien mit aneinander liegenden „Keycodes“ kennzeichnet. Einfaches Mixen wird so zum Kinderspiel.
Falls es doch mal schwierig werden sollte hilft der sogenannte Songslicer. Er hilft bei der Tempo-Analyse, wenn die Software nicht den BPM-Wert automatisch erkannt hat. Auch sehr Hilfreich für unerfahrene Benutzer ist die Funktion „Snap to Beat“, welches Takt genaues überblenden automatisiert. Erfahrene Deejays sollten diese Funktion aber unbedingt abschalten und sich auf ihr gehör verlassen. (Denn zaubern kann der Mixmeister auch noch nicht.)
Im Hauptfenster, unter der Library und der aktuellen Playlist befindet sich die Timeline, welche die Tracks per Wave-Ansicht visuell darstellt. Dort werden im sogenannten „What You See Is What You Get“ Verfahren die Übergänge und der gesamte Mix erstellt. Etwas Eingewöhnung verlangt das Hantieren mit den Intro- und Outro-Anker, die den Ein- und Ausstieg jedes Liedes markieren. Ansonsten geschieht das Mixen quasi von allein und macht riesigen Spaß. Man muss lediglich die Musik und Mixart auswählen. Dazu bietet die Drop-Down-Box in der Playlist zwölf Übergangs-Presets an. Vom weichen Crossfade über 8, 16, 32 oder 64 Takte bis hin zu harten Breaks und Ping-Pong-Cuts kann der DJ frei wählen. Als kleine Starthilfe ist diese Funktion ganz nett aber geübten Anwendern würde ich hier wieder empfehlen eigene Übergänge manuell zu definieren. Perfekt arbeitet der MixMeister mit entsprechender Hardware zusammen zum Beispiel mit dem „MixMeister Control“ von Numark. Nicht ganz billig aber für den Liveeinsatz eine Investition wert.
Der MixMeister legt die Messlatte für Virtuale DJ Programme nicht nur höher sondern in eine neue Richtung. Böse Zungen könnten sagen, ob einem beim mixen nicht das Gefühl verloren geht! Aber dem ist nicht so und beim digitalen Mixen lassen sich kaum noch Grenzen festlegen.
Vorteile:
Sehr einfaches und professionelles Mixen auch für Anfänger möglich; intuitive Bedienung; externe VSTs und DirectX-Effekte lassen sich benutzen; Hochwertige Effekte mitgeliefert; Windows Vista kompatibel; vorbildlich Support; animierte Tutorials auf der Website und im Hauptprogamm;
Nachteile:
Hoher Anschaffungspreis; manche externe VST-plugins lassen sich nicht einbinden; Anwender alter Versionen wird der Umstieg nicht leicht gemacht;
Systemvoraussetzungen:
Prozessor: Pentium 1 GHz,
Arbeitsspeicher: 256 MB RAM
Preis: 330€
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