„Musikalischer Diebstahl auf unterstem Kommerz-Level“. Mit diesem Satz lässt sich grob umreißen, was der Produzent, Deejay und Textschreiber David May seit Freitag, dem 6. März, verkaufen will. Unter dem Namen „Superstar“ ist sein Song beim deutschen Label Kontor erschienen. Der Zusammenklau aus alten und neuen bekannten Liedern geht dabei weit über die Grenzen des guten Geschmacks hinaus.
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Der Traum eines jeden Deejays wird es sein, dass er so schnell wie möglich Geld mit seinen Produktionen verdienen kann. David May, seines Zeichens Songschreiber, Produzent und Diskjockey, hat kürzlich genau davon geträumt. Vergangenen Freitag veröffentlichte er dann über das bekannteste deutsche Label für elektronische Musik Kontor seine erste Single „Superstar“, eine Gemeinschaftsarbeit mit den Sängern Duane Harden (Stimme im Song „U Don’t Know Me“ von Armand van Helden aus dem Jahr 1999) und Moises Modesto.
David May feat. Moises Modesto – Superstar (2009)
„Superstar“, ein Songtitel, der auf den ersten Blick nicht unbedingt ungewöhnlich erscheint. Spätestens beim Hören des Liedes, lässt sich vermuten, warum gerade dieser Name gewählt wurde: das Stück besteht nämlich komplett aus Elementen und Loops von bereits bekannten Musikern, einschließlich Eric Prydz, Guru Josh Project und Scotty. Das Hauptthema von „Superstar“ stammt zudem aus dem Lied „Bitter Sweet Symphony“ (1997) von der englischen Rockband The Verve um Sänger Richard Ashcroft. Allerdings muss ich May lassen, dass er es geschafft hat, viele unterschiedliche Stile verschiedener Künstler in ein einziges Lied zu packen, sodass dieses sogar sehr harmonisch wirkt.
„Ist alles nur Fassade, schau mal genauer hin…“ sang vor nicht allzu langer Zeit Adel Tawil vom deutschen Pop-Projekt Ich+Ich in seinem Lied „Stark“. Genau dieser Satz trifft auch auf „Superstar“ zu. Zu Beginn des Tracks erklingt ein gewöhnlicher Bass mit dennoch guter Durchschlagskraft. Spätestens beim Break stammt dann aber nix mehr aus der Feder von David May. Es ertönt die Melodie aus „Bitter Sweet Symphony“ und der an Eric Prydzs “Call On Me” erinnernde Gesang setzt ein. Diese Elemente verschmelzen miteinander, steigern sich allmählich und enden schließlich in einer Bassline, die eine Kombination aus der von „Infinity 2008“ vom Guru Josh Project und Scottys „Pirates Of The Caribbean (Dave Darell Remix)“ bildet.
Ob David May dadurch jetzt allerdings zum Superstar wird oder nicht, ist fraglich. Sein aktueller Song fällt bei mir jedoch zwecks offensichtlicher Kommerzmache kompromisslos durch. Die Textzeile „denn das ist Alles nur geklaut, das ist alles gar nicht meine …“ brachte den Prinzen einen gigantischen Erfolg. David May versucht nun mit der praktischen Umsetzung dieses Zitats zu Geld zu kommen. Meiner Meinung nach ziemlich plump und einfallslos. Nicht eine einzige Stelle habe ich in „Superstar“ finden können, die halbwegs innovativ und neu wäre. Absolute Nullnummer!
Weitere Informationen:
David May bei MySpace
Duane Harden bei MySpace
Label: Kontor
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26. März 2009 - 10:05 Uhr
also ich würd mich jetzt nicht zum mainstream zählen, aber der beat geht schon ab.
ebenfalls hat er das ganze zeug ja auch gut zusammengewürfelt
+ dem video und … naja wurde ja alles schon erwähnt.
aber darum geht es doch jedem oder!? schnell asche machen. mit dem lied wird er das bestimmt.
die sich mit erfolg oder fruchtlos abstrampeln verfolgen doch das selbe ziel, nur das der eine halt mehr schweis reinbuttern muss. das ist wie mit dem lernen. dem einen fällts in die wiege, der andere muss bisschen mehr lernen.
evtl. kann man das aber wie mit gruppenarbeit vergleichen
es gibt immer einen depp in der gruppe und den erkennt man daran, dass er die meiste arbeit macht in dem fall ist es halt bisschen verschoben die anderen haben die arbeit gehabt und einer macht nix
in dem sinne… nachdem ich die ganzen kommentare gelesen hab, musste ich auch mal was schreiben
22. März 2009 - 19:20 Uhr
ja ich finde du hast vollkommen recht,mach weiter so!
18. März 2009 - 15:29 Uhr
Mir ist auch bewusst, dass der Mainstreamhörer im Allgemeinen natürlich auf Sachen abfährt, die für ihn einen gewissen Wiedererkennungswert haben. Klar ist auch, dass gerade das berühmte Verve-Thema von “Bitter Sweet Symphony” diesen Wiedererkennungswert besitzt.
Das kann ich für meinen Teil aber nicht gutheißen. Wir von www.electronic-base.de unterstützen nämlich auch talentierte Künstler und kleinere Projekte, die noch wenig bekannt sind. Und glaub mir: die strengen sich größtenteils mehr an als diejenigen, die sich schon hinter einem fetten Label verstecken können. Aus diesem Grund werde ich auch in Zukunft erbarmunglos offen meine Meinung kundtun, wenn ich mir voller Vorfreude für teuer Geld eine Platte von einem renomierten Label kaufe, die mich dann maßlos enttäuscht, weil sie gänzlich unehrliche Arbeit beherbergt.
Abschließend möchte ich nur klarstellen, dass ich nicht generell etwas gegen Coverversionen habe. Im Gegenteil: wenn sie gut gemacht sind, dann haben diese nämlich durchaus auch ihren Reiz. Ein gutes Beispiel dafür ist Ron van den Beuken, der kürzlich mit Sängerin Nicole Tyler den Titel “Far Away” veröffentlicht hat. Nach Chicanes “Saltwater” ist diese die zweite Neuinterpretation des Songs “Harry’s Game” (Hauptthema zur gleichnamigen irischen Fernsehserie) von Clannad aus dem Jahr 1982. Sicher ist das Thema auch hier nur geklaut, aber auf eine frische und innovative Weise.
18. März 2009 - 11:32 Uhr
Hallo,
ja ich finde, du hast schon Recht. Nur weil David May bei Kontor unter Vertrag steht und deshalb natürlich an einer Geldquelle (Kontor Top Of the Clubs usw..), denkt er, er kann sich so etwas leisten.
Das Problem ist nur, dass die Leute, die den sogenannten “Mainstream” in der elektronischen Szene hören, genau so etwas wollen. Und zwar “Hits”..(also für sie)..
Noch verstärkend ist dass sie die Samples (zb von Bittersweet Symphony) wiedererkennen und dies auch noch positiv bewerten..
Ich finde es gut, dass du dieses Thema ansprichst. Leider machen kommerziell die Mainstreamhörer meiner Meinung nach den größeren Anteil aus, woran man leider nichts dran ändern kann..
10. März 2009 - 22:07 Uhr
Lieber Jonathan,
entgegen deiner Ansicht bin ich der Meinung, dass David May eben nicht “nur die Ideen der Lieder” geklaut hat, sondern dass er bereits erfolgreiche Titel vorsätzlich in seine Produktion wieder eingemischt hat. Wenn es “nur” der Beat gewesen wäre, wäre das was anderes gewesen. Man kann das Rad ja schließlich schlecht neu erfinden. Aber wenn selbst der Laie beim ersten Hören deutlich erkennt, dass der Song eigentlich komplett aus (längst) bestehenden Samples und Elementen anderer Lieder zusammengebastelt wurde, dann ist das für mich ein klares Zeichen dafür, dass der Produzent, der dieses Werk zu verantworten hat (in diesem Fall David May), nur auf Geldmache aus ist.
Und grad aus diesem Grund finde ich es sehr wichtig, dies auch mal anzusprechen. Wie du bereits selber gesagt hast, versuchen weniger bekannte Künstler mit eigenen Ideen und Stücken ihren eigenen Stil zu kreieren. Und auch richtig ist, dass diese leider größtenteils unter gehen. Und eben genau das ist der Grund, warum man auch mal Deejays zur Sprache bringen sollte, die es sich sehr sehr einfach machen, indem sie ihren Kopf nicht anstrengen und lediglich anderes Material klauen um sich finanziell zu bereichern.
10. März 2009 - 18:31 Uhr
Hallo,
ich finde, du hast Recht. Dass David May kommerziellen Erfolg für eine Mischung aus Liedern bekommt, ist gegenüber anderen Producern und DJs unfair, die selbst neue Lieder machen, aber unbekannt sind und nicht kommerziell wirken können.
Ich finde jedoch, dass lediglich hauptsächlich nur die Ideen der Lieder geklaut wurden (Ok bei den Stimmsamples kann mann nichts sagen und Bitter Sweet Symphony auch nicht).
Trotzdem ist es ein starkes Stück und ganz schön dreist dann auch noch zu offenbaren, dass man alles geklaut hat.
lg, Jonathan Roth